In den vergangenen Monaten sind die Baupreise stark anstiegen. Vor allem im Holzbereich ist die Erhöhung deutlich spürbar. Und das mit negativen Folgen für die Handwerker. Zwar sind die Auftragsbücher voll, aber die Handwerksbetriebe sind gezwungen, ihre Kalkulation anzupassen, um nicht auf den Materialkosten sitzen zu bleiben. Besonders betroffen sind dabei die Aufträge von Zimmerleuten und Schreinern, bei denen erfahrungsgemäß sehr viel Holz benötigt wird.

Doch woher kommt dieser Anstieg? Die Gründe für die Preiserhöhungen im Holzbereich sind vielfältig und reichen von der heruntergefahrenen Produktion über eine zunehmende Nachfrage bis hin zu Schäden im hiesigen Baumbestand. Durch die Pandemie 2020 sank der Bedarf und Produktionskapazitäten im In- und Ausland wurden reduziert. Ende 2020 stieg die Nachfrage zwar wieder, der Markt war aber so gut wie leergefegt. Mit der Folge, dass die Preise stiegen.

Aber nicht nur bei Holz spürt man erhebliche Unterschiede zum Vorjahr. Auch die Preise für Metall, Farben und Dämmstoffe haben sich stark erhöht. Der Grund ist hier wahrscheinlich das fehlende Plastik, welches kaum noch zu bekommen sei. Durch Lieferengpässe greifen Tiefbauunternehmen daher zunehmend auf Metallrohre statt Kunststoffrohre zurück. Folglich stiegen dadurch ebenfalls die Preise. Bei Dämmstoffen sieht es ähnlich aus. Neben der hohen Nachfrage und dem fehlenden Angebot spielt auch der Ausfall einer Produktionsanlage von Styrol und Propylenoxid, der übermäßige US-Import europäischer Hölzer und der generell steigende Bedarf nach EPS-Dämmstoffen in Deutschland dieser Entwicklung ungünstig in die Karten.

Auch für sachcontrol bleiben diese Preisänderungen nicht unbemerkt. Anhand der Baustoffpreisentwicklung der letzten Monate, die wir sehr genau am Markt beobachten, passen wir unsere Preisprüfung daher fortlaufend und mit Umsicht an die Marktveränderungen an. Neben den Preiserhöhungen stellen wir in der Belegprüfung aber noch eine weitere Veränderung fest: zunehmend kürzere Preisbindungsfristen. Teilweise kalkulieren die Handwerker ihre Preise täglich neu. Erteilt man dem Handwerker erst nach Ablauf der Angebotsfrist den Auftrag, muss man sich mit den neuen Preisen auseinandersetzen. Für Einzelaufträge außerhalb der Versicherungswirtschaft ist die Preisbindungsfrist oftmals nicht sehr lang und das Risiko für den Handwerker dadurch auch kalkulierbarer. Bei langfristigen Verträgen zwischen Versicherungsunternehmen und Handwerksbetrieben liegt das Risiko und die Chance von Preisschwankungen beim Handwerker. Oftmals ist bei diesen Verträgen keine Materialpreisgleitklausel vereinbart, mit der sich der Handwerker das Recht vorbehält, den Preis des Materials anzupassen, wenn sich seine Selbstkosten erhöhen. Fehlt diese Klausel, können Versicherungsunternehmen auf die Einhaltung der Verträge bestehen. Durch die starken Preiserhöhungen wird damit aber das Problem auf den Handwerker verlagert, der dann abwägen muss, welche Aufträge er annimmt.

Preissteigerungen bei Materialpreisen

Bei der Kalkulation ist es wichtig zu beachten, dass der Materialanteil immer nur einen Teil des Einheitspreises umfasst. Unter dem Einheitspreis versteht man den Preis für eine bestimmte Leistung pro Einheit – zum Beispiel 15 EUR pro qm. Selbst bei einer 20%igen Erhöhung eines Baustoffpreises und einem Materialanteil von 100% am Baustoff erhöht sich der Einheitspreis für die Leistung nicht automatisch um 20 %. Wenn der Materialanteil also zum Beispiel 40 % des vereinbarten Einheitspreises beinhaltet, wäre demnach nur eine Erhöhung um 8 % angemessen. Bei Unklarheiten empfehlen wir unseren Kunden, sich die Urkalkulation offenlegen zu lassen, um damit die Auswirkung der angemeldeten Erhöhung einzelner Preise überprüfen zu können. Kalkulatoren ist dieser Sachverhalt bereits aus Ausschreibungen sehr gut bekannt.

Assekuranzen sollten aufgrund der derzeitigen Entwicklung eine grundsätzliche Entscheidung treffen, ob sie Preissteigerungen innerhalb von bestehenden Verträgen aus Kulanz übernehmen wollen oder vielleicht sogar müssen. Sollten sie sich auf Preissteigerungen einlassen, empfehlen wir eine situative und keine Gewerke übergreifende Preisanpassung bis zum Ende des 2. Quartals.

Pauschales Entgegenkommen ist zwar einfach, aber in diesem Fall nicht zweckmäßig. Hier besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass dies in die eine oder andere Richtung ungünstig ausfällt. Ein möglicher Ansatz wäre sich mit einem für das Versicherungsunternehmen wichtigen Partner einmal die problematischen Positionen anzuschauen und anhand der Urkalkulation die Anpassung fair zu bestimmen und zeitlich festzulegen. Diese Anpassungen sind dann von ihrer Größenordnung auch für andere Partner anwendbar. Eine stärkere Überwachung der Abrechnung ist darüber hinaus eine notwendige Reaktion auf die Preisdynamik, damit auch mit den Wiederherstellungskosten weiterhin überlegt umgegangen werden kann.

Inwieweit sich die schwierige Lage wieder entspannen wird, kann zurzeit nicht vorhergesagt werden. sachcontrol hofft, wie alle Marktteilnehmer, dass sich der Markt vor allem in der zweiten Jahreshälfte wieder beruhigt, sich Lieferzeiten wieder etwas normalisieren und Handwerkern der enorme Termin- und Preisdruck gegenüber ihren Bauherren genommen wird. Eine verlässliche mittelfristige Prognose ist aber zu diesem Zeitpunkt nicht problemlos möglich. Daher empfiehlt sachcontrol ab dem 3. Quartal seinen Kunden, Anpassungen für kleinere Zeiträume (z. B. für einen weiteren Monat) vorzunehmen oder aufzuheben – je nachdem wie sich die Situation weiterentwickelt.

Über den Autor

Leiter Produktion und Service bei sachcontrol GmbH

Nach acht Jahren Südafrika kehrte er im Jahr 2016 zurück nach Deutschland und unterstützt seitdem als Marketingleiter sowie als Leiter Produktion & Service das Team von sachcontrol. Mit seinem Blick für das große Ganze setzt er die Marke sachcontrol gekonnt in Szene, analysiert Kundenanfragen treffsicher und optimiert interne Prozesse für einen reibungslosen Ablauf. In seiner Freizeit begegnet man dem studierten Diplomkaufmann für Sportmanagement vor allem bei seinem Training für den Marathonlauf rund um Dresden.