Interview mit Holger Simon, Schadenregulierer bei sachcontrol
Holger Simon ist seit über neun Jahren bei sachcontrol in der Außenregulierung beschäftigt. Als gelernter Malermeister und Betriebswirt ist er für die Feststellung des Schadenumfangs und die Prüfung von Belegen vor Ort zuständig.
Holger, was macht die Arbeit als Regulierer bei sachcontrol so besonders reizvoll für dich?
Jeder Ortstermin ist für sich einzigartig und hält immer wieder Überraschungen bereit. Für die Geschädigten sind wir auch oft die helfende Hand des Versicherers vor Ort. Im Ahrtal sind wir davon besonders berührt worden.
Auch der Austausch mit den Kollegen aus anderen Gewerken, deren Sicht auf den Fall zu verstehen, ist sehr spannend und bringt jeden von uns weiter. Man ist also keineswegs Alleinunterhalter, sondern arbeitet im Team und lernt jeden Tag dazu.
Mit welchen Schäden wirst du beauftragt?
Auf den Schadenbildern sind die örtlichen Gegebenheiten oft nicht erkennbar. Dies ist aber in einigen Fällen sehr wichtig, um eine richtige Beurteilung vornehmen zu können. In Fällen, die vom Schreibtisch aus nur bedingt einschätzen können, kommen meine Kollegen und ich ins Spiel. Vor Ort hat man die Möglichkeit, den Gesamtzustand eines Gebäudes einzuschätzen. Damit sind prinzipiell alle Schäden im und am Gebäude für die Außenregulierung geeignet.
Was hat es mit den Fotos auf sich, die du uns mitgebracht hast?
Hier ging es um eine Beauftragung, bei der es erhebliche Vorschäden an einem Dach durch Bewuchs gab. Um diese ordentlich abzugrenzen, ist eine Besichtigung unabdingbar. Fälle dieser Art haben wir regelmäßig auf dem Tisch.
Wie erfolgt die Beauftragung bei sachcontrol?
Ausgangspunkt ist fast immer, dass der Schaden und die beschriebene Situation bzw. der Schadenhergang nicht zusammenpassen. Mit anderen Worten: die Plausibilitätsprüfung wirft Fragen auf, die vom Schreibtisch aus nicht geklärt werden konnten. Die Schadensachbearbeiter beim Versicherer können dann die Bearbeitung nicht abschließen. Natürlich spielen auch Schadenhöhe und -umfang eine wichtige Rolle.
Wie kann man sich den Ablauf einer Besichtigung vor Ort vorstellen? Wo liegen die Knackpunkte?
Wir wollen dem Versicherten jederzeit eine größtmögliche Transparenz zum Ablauf geben und unnötige Wartezeiten vermeiden. Daher melden wir uns vor dem Ortstermin immer nochmals telefonisch, um den Ablauf der Besichtigung durchzusprechen.
Vor Ort wird dann der aktuelle Stand zum Schaden erörtert und die Beteiligten haben ebenso die Gelegenheit ihre Sichtweise zu erklären. Sehr häufig muss thematisiert werden, dass eine Wiederherstellung nicht dem Bestand entspricht und was genau damit gemeint ist.
Abschließend werden dann die Feststellungen und Bewertungen besprochen und begründet, so dass Geschädigte nach Abschluss der Besichtigung auch genau wissen, was wir Sachverständige dem Versicherer im Gutachten empfehlen.
Hier wird es dann mitunter kritisch, weil teilweise sehr spezielle Argumente ins Gespräch gebracht werden. Am häufigsten hören wir das Argument, dass doch schon ewig in die jeweilige Versicherung eingezahlt wurde und man jetzt mal etwas zurückzubekommen hat. So menschlich diese Denkweise auch sein mag – wir besprechen dann welche Ansprüche tatsächlich bestehen.
Warum ist eine Besichtigung vor Ort deiner Meinung nach so wichtig?
Besonders bei sehr komplexen Schäden ist der Ortstermin meiner Meinung unbedingt erforderlich und natürlich bei denen wie auf den Fotos, wenn es um die Abgrenzung der Vorschäden geht.
Am Ende helfen wir beiden Seiten, den Versicherten und dem Versicherer, den Vorgang zeitnah und fachgerecht abschließen zu können.
Kannst du dich auch an Kuriositäten oder besonders einschneidende Erlebnisse erinnern?
Immer wieder kurios ist, mit welchen Geschichten uns regelmäßig beigebracht wird, dass wir in diesem Fall doch völlig falsch liegen. Da kann die Lage noch so klar und die Schadensbilder können eindeutiger nicht sein.
Für die Betroffenen sicher ein Alptraum waren drei Schadensfälle, bei denen ich nach deren Wiederherstellung jeweils noch drei Mal vor Ort war. Es handelte es sich jedes Mal um Wasserschäden, bei denen durch Einbau- und Montagefehler erneute Wasseraustritte verursacht wurden. Mit anderen Worten, dass ganze noch einmal . . .
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