Die Vorweihnachtszeit hat begonnen und mit ihr der vertraute Duft von Plätzchen und Lebkuchen. Hell erleuchtet strahlen die Häuser durch die opulenten Schwibbögen auf den Fensterbrettern oder die blinkenden Lichterketten an den Häuserfassaden. Und auf den Straßen herrscht schon in den frühen Nachmittagsstunden ein reges Getümmel: Männer und Frauen, die aus den Kaufhäusern und kleinen Läden strömen – voll beladen mit großen Einkaufstüten und Kartons. Und zwischendrin entdeckt man die kleinen und großen Kinder, die staunend an den bunt geschmückten Schaufenstern ihre kalten Nasen plattdrücken.

 

Advent, Advent ein Lichtlein brennt…

Spätestens jetzt weiß jeder von uns: Weihnachten ist nicht mehr fern. Aber was hat es eigentlich mit der Vorweihnachtszeit auf sich? Abgeleitet wird der Begriff „Advent“ vom lateinischen Wort „adventus“, was übersetzt „Ankunft“ bedeutet und die Geburt Jesu Christi beziehungsweise dessen Wiederkunft an Heiligabend meint.

Der erste Advent ist immer am ersten Sonntag nach dem 26. November und läutet das neue Kirchenjahr ein. Traditionell wird an jedem der vier Adventsonntage jeweils eine Kerze am Adventskranz angezündet. Ein schöner Brauch, der ursprünglich von dem Theologen Johann Hinrich Wichern ins Leben gerufen wurde. Dieser hatte im 19. Jahrhundert ein Waisenhaus für obdachlose und auch straffällige Kinder gegründet, um ihnen ein neues Zuhause zu geben. Und weil wohl jeder kleine Erdenbürger furchtbar ungeduldig ist, stellten auch sie dem Theologen oft die Frage: „Wie lang ist es denn noch bis Weihnachten?“ Um die lange Wartezeit auf das Fest zu verkürzen, stellte er daher ein riesiges Wagenrad mit vier großen und 20 kleinen Kerzen in dem Gemeinschaftsraum auf, die nacheinander an jedem Abend von den Kindern angezündet wurden. Im Laufe der Jahre übernahmen immer mehr Menschen diese Tradition. Zwar wurde der Kranz immer kleiner und die Kerzen auf vier reduziert, aber der schöne Kerngedanke des Brauchs blieb erhalten.

 

Jeden Tag ein Türchen

Um die Tage bis Heiligabend zu versüßen, greifen Groß und Klein heutzutage wohl aber immer noch am liebsten auf den altbekannten Adventskalender zurück. Seinen tatsächlichen Ursprung kann man leider nicht mehr genau zurückzuverfolgen. Man vermutet aber, dass der erste gebastelte Kalender aus dem Jahr 1851 stammt. Dabei waren die Menschen bei der Umsetzung sehr einfallsreich. Bei einer Variante beispielsweise hingen Familien nach und nach 24 Bilder an die Wand. Bei einer weiteren wurden 24 Kreidestriche an die Wand gemalt, bei dem die Kinder jeden Tag einen Strich wegwischen durften.

Der erste gedruckte Kalender wurde 1908 von dem Verleger und Pfarrersohn Gerhard Lang in Umlauf gebracht. Bei diesem Kalender mit dem Namen „Im Lande des Christkinds“ schnitten die Kinder kleine Bildchen aus und klebten sie auf die Verse einer 24-teiligen Geschichte. Die Idee dazu kam Gerhard Lang aus seiner eigenen Kindheit. Um 1885 hatte seine Mutter den Einfall, 24 Gebäckstücke auf einen Karton zu nähen, von dem er jeden Tag ein Stück naschen durfte. Heutzutage gibt es für jeden Geschmack den passenden Kalender – mit Schokolade oder Süßigkeiten, Bildchen oder Versen, kleinem Spielzeug, Tee oder gar in virtueller Form.

 

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

Der bekannteste Brauch in der Weihnachtszeit ist wohl aber der Christbaum. Bereits im Jahre 1494 wurde im „Narrenschiff“ von Sebastian Brant erwähnt, dass sich die Menschen grüne Tannenzweige in das Haus stellten. Im 16. Jahrhundert begannen die Bürger von Straßburg Buchsbäumchen, Stechpalmen und kleine Eiben – damals noch ohne Kerzen – in ihren Wohnstuben aufzustellen.

Vom ersten kerzengeschmückten Tannenbaum wurde im Jahr 1611 im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien berichtet und fast 170 Jahre später gab es den ersten Weihnachtsbaum in Berlin. Seinen weltweiten Siegeszug trat er dann im 19. Jahrhundert durch die deutschen Auswanderer an, die ihn unter anderem auch nach Amerika brachten. Im Jahr 1891 stand dann zum ersten Mal ein Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus in Washington.

 

Weihnachtliche Backstube

Ein weiterer Brauch in Deutschland, dessen unverwechselbarer Duft wohl in jedem von uns Kindheitserinnerungen weckt, sind die frischgebackenen Plätzchen – verziert mit Zuckerguss oder Schokoladenglasur, bunten Streusel oder Nüssen. Zusammen mit Oma oder Mutti wurden damals in der Küche Tannenbäume, Glocken oder Sterne ausgestochen und heimlich immer wieder von dem süßen Teig genascht.

Der Begriff „Plätzchen“ stammt übrigens von dem Wort „Platz“ und bedeutet so viel wie „kleiner flacher Kuchen“. Die leckeren Gebäckstücke waren zu Beginn aber nur der reichen Oberschicht zum Nachmittagstee bzw. -kaffee vorbehalten, da Zucker, Kakao und andere Zutaten noch sehr teuer waren. Erst nachdem es möglich wurde, aus heimischen Zuckerrüben den erforderlichen Zucker zu gewinnen, begann um 1850 auch die einfache Bevölkerung fleißig zu backen.

 

Sächsische Tradition

Apropos backen. Haben Sie in diesem Jahr schon unseren leckeren Dresdner Christstollen probiert? Er wird in knapp 120 Bäckereien und Konditoreien in und um Dresden hergestellt. Erstmals im Jahre 1474 unter dem Namen Strietzel erwähnt, stellte man das Gebäck anfänglich noch ohne Milch, Butter, Rosinen, Mandeln oder Zitronat her. Erst im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Stollen zu dem Backwerk, wie wir ihn heute kennen – und lieben.

Für die Bewohner der sächsischen Landeshauptstadt gehört aber nicht nur der weltbekannte Dresdner Christstollen zum Weihnachtsfest dazu, sondern auch ein Besuch des Dresdner Striezelmarktes, der bereits im Jahre 1434 zum ersten Mal seine Pforten öffnete. Ursprünglich als reiner Fleischmarkt gedacht, auf dem die Bürger ihren Festbraten für die Feiertage kaufen konnten, wurden nach und nach immer mehr unterschiedliche Waren angeboten.

Weihnachten mal anders

Schauen wir doch einmal über den Tellerrand hinweg, auf die Weihnachtstraditionen in anderen Ländern der Erde. Dazu habe ich mich neugierig bei meinen internationalen Kollegen im Team umgehört, wie sie ihr Weihnachtsfest erleben.

So feiert man in der Ukraine den Heiligen Abend mit der Familie und den Verwandten am 6. Januar. Nach dem Aufgehen der ersten Sterne zündet der Vater drei Kerzen an und das üppige Festessen mit zwölf verschiedenen Fastenspeisen beginnt. Dabei werden unter anderem Maultaschen mit verschiedenen Füllungen, Fische, Salate, Weißbrotschnittchen, Plätzchen sowie die ukrainische Nationalspeise „Borschtsch“ (eine Kohlsuppe mit roter Bete) und „Kutja“ (gekochter Weizen mit Honig, Mohn, Walnüssen und Rosinen) aufgetischt. Die Gerichte werden ohne Fleisch zubereitet und sollen mit ihrer Anzahl an die zwölf Apostel erinnern. Im Anschluss an das Essen singt die ganze Familie „Koljadky“ – ukrainische Weihnachtslieder – oder geht zur Messe.

„Für mich ist die Erwartung der Sterne am Heiligen Abend immer noch magisch. Ich habe das Gefühl, dass jetzt das Wunder passieren soll“, erzählt mir mit einem Lächeln unsere leitende Buchhalterin Galyna Skorobogatko, die in der Ukraine geboren und aufgewachsen ist. „Zwar liebe ich es, die Türchen des Adventskalenders zu öffnen oder die wunderschönen Weihnachtsmärkte zu besuchen, aber Weihnachten verbinde ich immer noch damit, wie wir es früher und auch noch heute feiern – im Januar mit der Familie und traditionellem Essen – typisch ukrainisch eben.“

In Weißrussland, auch Belarus genannt, gibt es eine Besonderheit, die vielleicht so nicht jeder kennt: Es wird nämlich gleich zweimal das Weihnachtsfest gefeiert. So wurde für die orthodoxen Christen der 7. Januar als staatlicher Feiertag festgelegt und für die Katholiken, die fast 20 % der Landesbevölkerung ausmachen, der 25. Dezember. Und was wohl jedes Kinderherz gleich lauter pochen lässt, ist für unseren Data Scientist Dr. Andrey Lutich aus Belarus seit klein auf Wirklichkeit: „Ich feiere das Weihnachtsfest schon seit jeher zweimal – sowohl im Dezember als auch im Januar.“ Und fügt dann noch schmunzelnd hinzu: „Präsente bekam ich leider aber immer nur einmal zu Weihnachten.“

Am „Noche Buena“, wie der Heilige Abend in Spanien genannt wird, kommt die Familie bei einem gemeinsamen Abendessen zusammen und geht anschließend zusammen zur Mitternachtsmesse – der „Misa del Gallo“. Anders als in Deutschland müssen die spanischen Kinder aber sehr geduldig sein, denn traditionell werden die Geschenke erst am 6. Januar durch die Heiligen Drei Könige gebracht. Am Abend des 5. Januars stellen die kleinen Erdenbürger dafür Wasser und Brot vor die Tür.

 

„Am 5. Januar feiern wir bereits bei einem farbenfrohen Umzug die Ankunft der Heiligen Drei Könige – die „Cabalgata de los Reyes“, weiß unser spanischer Web-UI-Entwickler Enrique Moreno Tent zu berichten. „Diese reiten auf Pferden oder Kamelen durch die spanischen Dörfer und Städte und verteilen Süßigkeiten an die wartenden Kinder am Straßenrand.“ Ein ganz besonderes Highlight für die Spanier ist zudem die „Sorteo extraordinario de Navidad“ – die Weihnachtslotterie. Gestartet im Jahr 1812 gilt sie, gemessen an der Gewinnsumme, als die größte Lotterie der Welt.

 

Das Fest der Liebe

So verschieden die Bräuche und Traditionen in den unterschiedlichen Ländern auch sind, eins hat das Weihnachtsfest jedoch überall gemeinsam: Es ist die Zeit, in der sich die Menschen auf das wirklich Wichtige im Leben besinnen. Eine Zeit der Ruhe, der Zuwendung und der Nächstenliebe. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass in der Weihnachtszeit die Spendenbereitschaft höher ist, als im Rest des Jahres. „Viele Menschen, die helfen, haben positive Erfahrungen gemacht, also selbst viel Unterstützung bekommen. Sie möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben, das sie von der Gesellschaft bekommen haben“, weiß Dr. sc. Eckhard Priller, Leiter der Projektgruppe Zivilengagement am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Auch sachcontrol wird in diesem Jahr wieder auf materielle Kundenpräsente verzichten und stattdessen für das von Solera ins Leben gerufene Projekt „Lift2Life Amravati“ spenden. Ziel des Projektes ist es, Mädchen aus indischen Slums Schutz und Zugang zu Bildung zu geben – für den Start in ein besseres Leben. „Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben zur Schule zu gehen, unabhängig vom Ort seiner Geburt“, sagt die Projektkoordinatorin Olga Wolf. Wenn auch Sie die Verantwortlichen vor Ort unterstützen möchten, erhalten Sie hier weitere Informationen zu einer einmaligen Spende oder einer Patenschaft.

Wussten Sie, dass das Spenden bereits eine lange Tradition hat? Schon die Heiligen Drei Könige brachten nach dem Aufgang des Sterns am Himmelszelt Gold, Myrrhe und Weihrauch als Geschenke zu der Geburt von Jesu Christi. Später entwickelten sich viele Bräuche um Casper, Melchior und Balthasar – unter anderem auch die Sternsinger. Verkleidet als die Weisen aus dem Morgenland ziehen die Kinder noch heute von Haus zu Haus, singen für die Bewohner und sammeln so Geld für wohltätige Zwecke. Anschließend segnen sie das Haus mit der Kreideinschrift „20*C+M+B+17“, wobei die Buchstaben C, M und B für “Christus Mansionem Benedicat” (lat. für „Christus segne dieses Haus“) stehen. Das Sternchen symbolisiert den Stern, dem die Heiligen Drei Könige gefolgt sind. Das aktuelle Jahr steht getrennt am Anfang und Ende der Zeichnung. Urkundlich lässt sich der Brauch der Sternsinger bereits im 16. Jahrhundert nachweisen.

Ob nun im Dezember oder Januar, mit dem Weihnachtsmann, Papa Noël oder Santa Claus – erzählen Sie uns doch weiter unten in den Kommentaren, welche Traditionen und Bräuche Sie zu Weihnachten pflegen und was Ihnen zum Fest besonders am Herzen liegt.

Abschließend bleibt uns nun nur noch eins zu sagen: Wir wünschen all unseren Leserinnen und Lesern friedliche und besinnliche Weihnachten sowie ein gesundes neues Jahr 2018.

 

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